« Kampf der Aufrechten | Verrannt bis in den Untergang » |
Täuschen, lügen, durchwursteln
von Jan Kneist
30.05.11 13:00:14
Danke, danke an unsere großartige Systempresse. Wenn wir sie nicht hätten, wäre der eine oder andere Bürger vielleicht schon auf die Idee gekommen, sein Geld von der Bank zu holen, so wie es die Griechen aktuell tun.
Aber zum Glück werden wir zur Zeit umfassend mit EHEC, amerikanischen Tornados und auch mal wieder mit der japanischen Atomkatastrophe unterhalten. Sicherlich hat alles davon ein Recht auf mediale Verarbeitung, aber im Vergleich zu den aufziehenden Volksaufständen in den Mittelmeerländern, den drohenden Staatsbankrotten und den neuerlichen kriminellen Militäraktionen der NATO in Libyen ist das nur eine zu leicht durchschaubare Ablenkung. Aber die Leute werden zunehmend kritischer. Ein gutes Indiz dafür sind die sinkenden Auflagen der obersten Sprachrohre der Systempresse bei den Magazinen - Spiegel und Focus, wie meedia.de berichtet. Es stinkt eben zu offensichtlich an allen Ecken und Enden.
Ja, Griechenland, man kann es kaum noch hören. Die Leute gehen auf die Straße und irgendwie erinnern die Szenen an die (wie auch immer angestoßene...) Revolution in Ägypten. Einzig die Systempresse weigert sich, die Bewegung positiv zu kommentieren. Hoppla, was machen diese Demonstranten falsch? Sie verlangen Demokratie, Selbstbestimmung ihrer Nation, Freiheit. Aber sie demonstrieren ja gegen ihre (demokratische?) Regierung, gegen die EU, den IWF und die sind ja alle per Definition auf der Seite der Guten, also können sie das nicht auch sein, oder? Die Griechen haben den Ernst der Lage erkannt und handeln richtig, d.h. in Erwartung des Austritts aus der Währungsunion hoben sie in den letzten 1,5 Jahren 40 Mrd. € von ihren Banken ab und schaffen es vermehrt in die Schweiz und nach England, was dort wiederum die Immobilienpreise antreibt. Die griechischen Banken sind bei ihrer Refinanzierung mittlerweile völlig von der EZB abhängig und stehen dort per Ende März mit 88 Mrd. € in der Kreide. Ironischerweise droht jetzt die EZB, die als erste Rechtsbruch beging und Schrottanleihen aufkaufte, damit, den Griechen die Refinanzierung zu versagen, wenn es zu einem Schuldenschnitt käme. Würde umgeschuldet, dann wäre das ein Ausfall und damit hätten die zur Refinanzierung hinterlegten "Sicherheiten" (die übrigens auch schon minderwertig waren und hätten gar nicht akzeptiert werden dürfen) nicht mehr den nötigen Wert. Das führt die EZB als Hauptargument gegen eine Umschuldung an. Es ist natürlich absurd hoch drei. Schrott bleibt Schrott und weiter nichts. Die Umschuldung beträfe die EZB in dem Sinne, daß sie weitere Abschreibungen auf ihre Schrottanleihen vornehmen müßte und dann eine weitere Kapitalerhöhung der Mitgliedsstaaten benötigte. Ganz zu schweigen von der vom Schuldenschnitt ausgelösten Insolvenz der griechischen Banken.
Die Kosten dieser Aktion sind schwer zu kalkulieren, die auf € lautenden Staatsschulden sind für die Gläubiger im Wesentlichen verloren, also 350 Mrd., hinzu kämen noch Kosten der zu erwartenden Kettenreaktion, zusammen vielleicht 1 Billion €. Kein Wunder, daß bei diesen Aussichten jedem Finanzminister das Wasser auf die Stirn tritt, siehe Schäuble-Interview im HB vom 26.05. Was sich hier zusammenbraut, droht, den Brüdern über den Kopf zu wachsen. Die größte Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg in Europa. Und sie haben es zu verantworten, während die Nationen in Masse gegen den Wahnsinn waren und deshalb nicht gefragt wurden. Und was schlagen diese Clowns als Lösung vor? Privatisierungen und harte Einsparungen! 50 Mrd. sollen so schnell hereinkommen.
Wer soll Firmen kaufen, die ineffizient und verschuldet sind und selten Gewinne machen? Dafür mit hochbezahlen Beamten beladen, die zudem noch jeden Verkauf hintertreiben können. Schon im Ansatz entlarvt sich diese Idee als hochgradiger Unsinn. Und eine Einigung aller Parteien in Griechenland auf weitere Härtemaßnahmen ist gerade eben auch gescheitert, da kann Papandreou noch so vollmundig erklären, er werde es alleine durchziehen. Er wird spätestens dann ablassen, wenn die Masse droht, seinen Palast abzufackeln. Der Bürger weiß, daß es keine Rettung gibt. Der IWF, im Allgemeinen Vollstrecker der Härtemaßnahmen, weigert sich, die nächste Tranche der Rettung auszuzahlen, wenn die EU Staaten nicht bürgten. Noch im Juni wird man sich irgendwie einigen müssen, vermutlich mit weiteren zig Milliarden von Euro-Ländern. Nächsten Monat wird Griechenland ohne neue Mittelzuflüsse definitiv insolvent sein. Es führt am Ende kein Weg an einer Rückkehr zu nationalen Währungen und einer Ausbuchung der Schulden vorbei. Das wird der Neuanfang sein. Vorher steht aber eine katastrophale Umwälzung an.
Bei all der berechtigten Aufregung um Griechenland gerät aber ein Schuldensünder völlig aus dem Blick - die USA. Wenn die quantitative Lockerung Nr. 2 im Juni ausläuft, was kommt danach? Ende des Programms, Börseneinbruch, Chaos? Vergegenwärtigt man sich, daß die FED im Durchschnitt 75 Mrd. USD im Monat an Staatsanleihen aufkauft, dann ist sie zum Hauptfinancier (ca. 80 %) der laufenden US-Schulden geworden. Wie eine Kriegswirtschaft. Also, was soll jetzt passieren ab Juli? Glauben Sie ernsthaft, daß die Amerikaner 80 Mrd. pro Monat einsparen werden, ihre wahnsinnige Kriegsmaschine zurückstutzen oder die Steuern für die Superreichen erhöhen? Oder die Chinesen wieder überreden, in US Papiere zu investieren? Sicher nicht! Also gibt es zu QE3 überhaupt keine Alternative! Bis sich die Unsicherheit bezüglich des neuen Programms gelegt hat, könnten die Weltbörsen in den nächsten Wochen tatsächlich einknicken. Dann aber wird wieder gedruckt, gedruckt, gedruckt. Der Systempresse fiele, überlegt man logisch, die Rolle zu, ein Gleichgewicht des Schreckens zu erhalten, .d.h. gleichermaßen über die Euro-Krise und die katastrophale Lage in den USA zu berichten. Und wenn es zu kippen scheint, die negative Berichterstattung über die andere Seite zu verstärken. Was vermutlich (noch) nicht gewollt ist, weil unkontrollierbar, ist ein totaler Zusammenbruch einer Seite. Um das zu erreichen, werden alle Register gezogen werden. Dem Anleger stellt sich wieder die Frage, wohin mit dem Geld. Euros halten, die zusammenbrechen können, Dollars halten, denen das gleiche passieren kann oder oder Gold und Silber kaufen?
Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 11/2011 vom 28.05.2011
10 Kommentare
Den Waffenhändlern übrigens auch nicht.
Das ist ja Sinn und Zweck der Übung - natürlich alles schön menschenrechtlich und demokratisch, versteht sich.
Übrigens: Nach meinem Wissen, darf an Gurken niemals frische Gülle, die vertragen das einfach nicht beim Anbau und gehen ein. Außerdem verkaufe ich lustig das Gemüse vom öffentlich genannten Anbieter aus Spanien weiter obwohl eigentlich längst das hiesige Gesundheitsamt bei mir gewesen sein müßte um zu schauen ob es noch angeboten wird von mir.
Warum sagt keiner, daß es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht am Anbau sondern am Handel oder Weiterverarbeiter liegt - muß/kann man auch zwischen den Zeilen lesen, daß nur selbstgemachter Gurken-Tomaten-Salat noch sicher ist zur Zeit. Wieviel Umsatzeinbruch haben eigentlich die fastfood-Ketten im Moment?
Ein dramatischer Einbruch wäre ein sicheres Zeichen für wache Intelligenz.
(Lieber nix davon in der Presse, sonst bleiben noch mehr weg!)
Spruch -nicht von mir: Mann kann viele Menschen eine lange Zeit lang belügen aber niemals alle Menschen für alle Zeit. (Ist wohl von einem amerikanischen Politiker, glaube ich)
Es findet auf vielen Ebenen ein Erwachen statt... JK
*Lach*
Staatskunst ist die kluge Anwendung persönlicher Niedertracht für das Allgemeinwohl.
Abraham Lincoln
1809 1865
Eher bin ich davon überzeugt das ein Wirtschaftscrash gewollt ist und dieser wird kommen!
Auslaufen von QE2 lässt den Dollar stärker werden und drückt die Edelmetalle ungemein, sodass alle dies vorher wussten das bereits gewonnene Kapital (aus verkäufen von Indizes, Anleihen,...) günstig in zukünftig wertvolle Anlagen zu investieren!
Es wird schlimm und es wird für viele überraschend aber es ist nicht abzuwenden.
Und vorallem weil alle mit QE3 rechnen wird das einschlagen wie eine Bombe. Zumal man nicht vergessen darf das mit dem ausfall einer weiteren Lockerung der Stärkere Dollar kurzfristig andere Gläubiger als die FED ran holt! Und wer meint egtl das die FED im nachhinein zu höheren Zinsen nicht auch US Staatsanleihen kaufen kann?
Grüße
Das wird man sehen. Sie können das Kartenhaus jederzeit zum Einsturz bringen. Aber das bedeutet, Chaos auf den Straßen und eine Kettenreaktion. JK
Bitte schauen Sie nun einmal bei google unter Rotwein Coli Bakterien nach.
Bei mir steht dann: Chardonnay als Desinfektionsmittel?
Alle anderen Fragen dazu hier nur noch für Langsamdenker:
Wo gibt es keinen Wein oder Alkohol zu den Mahlzeiten?
Wer trinkt keinen Alkohol?
Wer verträgt weniger Alkohol als Männer?
Wer sitzt mittags mit Kind irgendwo um zu essen?
Wer bekommt Essen auf Rädern oder lebt im Altenheim?
Kochen alleinstehende Männer täglich für sich?
Wo wurden die Gurken eigentlich gefunden?
Wer kauft runtergefallene Ware billig auf?
Mein Großhändler kauft jedenfalls direkt beim Erzeuger, da kommt nix mehr zum Großmarkt.
Viele Bauern verkaufen noch vor der Aussaat direkt an Weiterverarbeiter.........
Selten wurden wir sooooo öffentlich verarscht!
Wenn man den Griechen überhaupt einen Vorwurf machen kann, dann den, dass sie nicht bei Zeiten gegen Ihre Politiker eingeschritten sind. Aber diesen Vorwurf haben andere Völker, wie z. B. wir, auch ertragen müssen.
Möchten Sie nun statt über Griechenland und den Rest der Welt einmal darüber spekulieren wie hoch der Gurkenpreis in Deutschland demnächst sein wird? Oder was ein Teller Salat mit Tomaten plus Gurken plus Blattsalat demnächst kostet?
Warum in die Ferne schweifen?
Es gibt nichts Mächtigeres oder Unaufhaltsameres als ein Impuls, dessen Zeit gekommen ist. (auch irgendwie aufgeschnappt und gemerkt) Und der Beginn sowie Verlauf läßt sich eben niemals voraussagen oder planen.
Natürlich wird immer irgendwas versucht, gesteuert, geplant und dann...? Kommt es anders!
Außer Hyperinflation käme noch ein Krieg infrage, für alle, die die Welt sowieso für übervölkert halten und sich dann genüsslich vorstellen, diesen zu überleben und viel mehr Platz haben. Die Geldentwertung haben wir ja mit Edelmetall vorher bereits glücklich gemeistert!
Äh, ein bisschen fitter sollten wir schon im Kopf sein. Gerade wurden wir öffentlich für blöd verkauft und massenhaft Lebensmittel völlig unnötig vernichtet.
Was machen Sie eigentlich, wenn keiner Salat ißt im ganzen Saal? Wenn keiner mehr zu haben ist rundum und jeder als Idiot gilt, der noch welchen bestellt? Setzen Sie für Salat etwas beliebig anderes ein und Sie haben ein Gefühl dafür, wie die Wirklichkeit sein kann.
Haben Sie dann den Mut Ihren Salat zu bestellen oder zu essen?
Letzte Kommentare